Stehen die Patienten wirklich mit ihren gesundheitlichen Sorgen im Mittelpunkt, wenn sie in ein Krankenhaus aufgenommen, dort behandelt und wieder entlassen werden? Sind die Steigerungen der Fallzahlen und die Komplexitätsgrade von Erkrankungen nur auf medizinische Gründe zurückzuführen? Folgt die Ausrichtung der Krankenhäuser ausschließlich den gesundheitlichen Bedürfnissen der Bevölkerung? Oder sind diese Entwicklungen Ausdruck eines „Ökonomisierungsprozesses“, in dem medizinische Indikationen mit wirtschaftlichen Interessen vermengt werden? Welchen Einfluss haben die Finanzierungs- und Steuerungskonzepte des Gesundheitssystems auf Inhalte und Charakter der Medizin in Krankenhäusern?
Die in diesem Buch zusammengefassten Ergebnisse einer qualitativen Studie zeigen die Dilemmata auf, denen Geschäftsführer und Ärzte ausgesetzt sind, wenn sie zur Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Krankenhäuser Gewinne erzielen sollen. Die beiden Autoren – der eine Arzt, der andere Ökonom – befragten Ärzte und Geschäftsführer deutscher Krankenhäuser, inwieweit medizinische Entscheidungen durch andere Interessen als die der Patienten beeinflusst werden und wenn ja, wie es dazu gekommen ist.
Das Patientenwohl rückt aus dem Fokus patientenbezogener und unternehmerischer Entscheidungen im Krankenhaus. Die Zahl der im Krankenhaus aufgenommenen Patienten steigt, Indikationen und Ablauf von Behandlungen werden ausgedehnt.
Diese Entwicklungen sind nicht nur für die Patienten bedenklich, auch der Arbeitsplatz Krankenhaus verliert für Mediziner und Pflege an Attraktivität. Das ließe sich umkehren, wenn den Krankenhäusern der Druck genommen würde, für ihre Zukunftssicherung gewinnorientiert verhandeln zu müssen und das Patientenwohl wieder ausschließliches Kriterium für medizinische Entscheidungen werden würde.