Die Arzneimittellehre Galens von Pergamon (2. Jh. n. Chr.) bestimmte die Theorie und Praxis dieser Disziplin u¨ber 1500 Jahre. Nicht zuletzt byzantinische Kompilatoren wie Oreibasios von Pergamon (4. Jh. n. Chr.) verhalfen dem Galenismus zu großem Aufschwung.
Hier vorgelegt wird die erste moderne Übersetzung des von Johannes Ræder edierten fu¨nfzehnten Buches der Collectiones medicae, das Exzerpte aus Galens pharmakologischem Hauptwerk „Über die Vermögen der einfachen Arzneimittel“ (De simplicium medicamentorum facultatibus) enthält. Es handelt sich um eine Art Katalog, in dem die in der Antike bekannten Simplicia, vorwiegend Arzneipflanzen, mit ihren „Wirkungspotenzialen“ verzeichnet sind, die nach Galen die Wirkung eines Arzneimittels bestimmen. In einer ausfu¨hrlichen Einleitung werden die theoretischen Hintergru¨nde der galenischen Arzneimittellehre beleuchtet. Ein detaillierter Kommentar erschließt dem Leser die Identität der griechischen Drogennamen. Durch einen Vergleich mit modernen Angaben zu Pharmakologie und Phytochemie zeigt sich teilweise eine erstaunliche Nähe der galenischen Klassifikation mit modernen Einteilungsschemata. Überraschend erscheinen auch Galens pharmakognostische Beobachtungen, die in vielen Fällen u¨ber die Angaben in der Materia medica des Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) hinausgehen, in dessen Schatten Galens Arzneimittellehre zu Unrecht steht.