Cellular-Pathologie versus Humoral- und Solidarpathologie
Wolfgang U. Eckart, Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität Heidelberg, kommentiert aus heutiger Sicht die beiden in die Medizingeschichte eingegangenen Arbeiten "Cellular-Pathologie" (1855) im Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie von Rudolf Virchow und 'Die Cellular-Pathologie im Gegensatz zur Humoral- und Solidarpathologie' von Gustav Adolph Spieß, erschienen im gleichen Band des Archivs für pathologische Anatomie und Physiologie.
Rudolf Virchow gilt als Gründer der modernen Pathologie. Er entwickelte die Zellularpathologie, die auf der Ebene von Körperzellen pathologische Veränderungen untersuchte. Die bahnbrechende Erstveröffentlichung war der Aufsatz "Cellular-Pathologie". Mit dem Werk, dem wenige Jahre später noch eine ausführlichere Darstellung folgte, wird ein neues, mikroskopisch-lokalistisch orientiertes Paradigma in Pathologie und allgemeiner Medizin eingeleitet, das bis heute - wenngleich erweitert - die medizinische Forschung, Diagnostik und Therapie bestimmt. Virchows Gegenspieler Gustav Adolph Spieß publizierte im Anschluss die Polemik 'Die Cellular-Pathologie im Gegensatz zur Humoral- und Solidarpathologie'.